Holzbrücke Rodelberg

Viele offene Fragen zum Abbau der maroden Holzbrücke am Rodelberg

Die 19 Meter lange und 3,40 Meter breite Holzbrücke am Rodelberg steht seit der Sperrung aus Sicherheitsgründen im Jahr 2020 im Fokus der öffentlichen Diskussion, da eine neue Brücke immer wieder hinausgezögert wurde, während andere Projekte vorrangig angegangen wurden.

Die Holzbrücke war immer wieder mal Thema im Rat und im Ausschuss für Umwelt und Grün. Dazu hatte die Soziale Liste Bocholt mehrere Ratsanfragen und einen Antrag zum Haushalt gestellt. Schließlich hat die Stadt Bocholt am 26. Mai 2023 mit einer Pressemitteilung angekündigt, dass die Rückbauarbeiten der maroden Holzbrücke am 30. Mai 2023 beginnen.

Am 30. Mai 2023 war Rainer Sauer in der Mittagszeit am Rodelberg, um sich das Ganze vor Ort anzusehen. Was er in Bezug auf Arbeitssicherheit und den Abbau der Holzbrücke sah, war unfassbar. Aus dem gleichen Grund war er dort auch noch mal am späten Abend und am nächsten Tag des schrecklichen Unfalls am 31. Mai 2023. Es bot sich ein schlimmes Bild: Die Holzbrücke lag im Wasser. Polizei- und Rettungsfahrzeuge standen an der Unfallstelle.

Viele Fragen stellen sich, so u.a.:

  • Wieso wurde für die Beseitigung der maroden Holzbrücke keine externe Fachfirma beauftragt?
  • Wieso wurde die Holzbrücke über Wasser zerlegt, statt das schwere Bauwerk mit einem oder mehreren Kranwagen anzuheben und wegzuschaffen oder erst dann zu zerlegen?
  • Wieso wurden die Abbauarbeiten offenbar nicht überwacht?
  • Warum bestand die Kolonne nur aus drei Personen?
  • Wieso gab es keine Fluchtwege bzw. wurden diese durch Baufahrzeuge versperrt?
  • Wurde der Verpflichtung in Sachen Gefährdungsbeurteilung nachgekommen, nämlich die Ermittlung und Beurteilung der für die Beschäftigten und die Festlegung der erforderlichen Schutzmaßnahmen? Wenn ja, wie sehen die Ergebnisse konkret aus?
  • Wer ist dafür verantwortlich und trägt die Verantwortung?

Eine Dokumentation mit einigen Fotos und Anmerkungen befinden sich auf dieser Seite. Die Videos werden nicht veröffentlicht. Diese und die Fotos wurden noch am Tag des Unfalls der Polizei überreicht.

Chronologie der Ereignisse (Die Fotos sind urheberrechtlich geschützt):

Die Ankündigung der Stadt Bocholt, dass die Holzbrücke am 30. Mai 2023 abgebaut wird:

Marode Brücke am „Rodelberg“ wird abgebaut

Am kommenden Dienstag, 30. Mai, wird die Stadt Bocholt mit dem Rückbau der maroden Holzbrücke im Bocholter Stadtwald, am „Rodelberg“, beginnen. Eine stabilere Brücke aus Stahl wird sie ersetzen.

An der 19 Meter langen und 3,40 breiten Brücke aus dem Jahr 1999 nagt der Zahn der Zeit. Sie ist nicht mehr verkehrssicher und daher seit längerem gesperrt.

Die neue Brücke besteht aus Stahl, hat einen glasfaserverstärkten Kunststoffbelag und ist mit Holzhandläufen versehen. Sie wird gegen Jahresende aufgebaut. Für den Neubau sind 300.000 Euro veranschlagt.

Quelle: Stadt Bocholt, 26. Mai 2023

Rainer Sauer hat am Dienstag, 30. Mai 2023, aus kommunalpolitischen Interesse den Abbau der Holzbrücke verfolgt. Nachfolgende Fotos sind dabei entstanden. Die Personen wurden in orange unkenntlich gemacht.

Dienstag, 30. Mai 2023 um 13.02 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 13.38 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 13:38 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 14:43 Uhr

Um ca. 14:45 Uhr hat Rainer Sauer den Rodelberg verlassen. Abends um ca. 20:00 Uhr hat er die Baustelle aufgrund der Vorkommnisse nochmals besichtigt. Dabei sind nachfolgende Fotos entstanden.

Dienstag, 30. Mai 2023 um 20.17 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20:19 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20:19 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20:19 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20.19 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20.19 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20:22 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20:23 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20:23 Uhr
Dienstag, 30. Mai 2023 um 20:23 Uhr

Am Mittwoch, 31. Mai 2023, war Rainer Sauer nach 11:00 Uhr erneut an der Baustelle, wo sich zuvor um 9.45 Uhr der schreckliche Unfall ereignet hat.

Dazu die Meldung der Pressestelle der Polizei

Bocholt – Tödlicher Arbeitsunfall

Ort: Bocholt, Parkanlage am Rodelberg; Zeit: 31.05.2023, ca. 09.45 Uhr;

Zu einem tragischen Arbeitsunfall kam es am Mittwochmorgen in der Parkanlage am Bocholter Rodelberg. Mitarbeiter der Stadt Bocholt führten dort Abrissarbeiten an einer seit längerem gesperrten Holzbrücke durch. Dabei stürzten nach dem derzeitigen Ermittlungsstand schwere Brückenteile herunter und trafen einen 53-jährigen Bocholter, der Teil der dreiköpfigen Arbeitskolonne war. Der 53-Jährige verstarb im Bocholter Krankenhaus. Die Ermittlungen der Kripo dauern an. Informiert bzw. angefordert wurden auch die Bezirksregierung (Arbeitsschutzdezernat) und die Unfallkasse NRW. (fr)

Quelle: Polizei Borken, 31. Mai 2023 um 14:17 Uhr

Die Foto- und Videodateien wurden der Polizei noch am Unfalltag zur Verfügung gestellt.

Mittwoch, 31. Mai 2023 um 21:03 Uhr
Mittwoch, 31. Mai 2023 um 21:03 Uhr
Mittwoch, 31. Mai 2023 um 21:12 Uhr
Mittwoch, 31. Mai 2023 um 21:13 Uhr
Mittwoch, 31. Mai 2023 um 21:24 Uhr

Nachfolgend die Pressemitteilung der Sozialen Liste Bocholt von Mittwoch, 31.05.2023. Die Medien entscheiden selbstverständlich selber, wie sie mit dieser Information umgehen. Wir haben für uns entschieden, diese Pressemitteilung erst später auf unserer Homepage zu veröffentlichen.

Pressemitteilung

Tödlicher Unfall an der Rodelberg-Brücke:
Bereits am Vortag bahnte sich Schreckliches an

Der Tod eines ESB-Mitarbeiters und die Verletzungen seiner Kollegen wären vermutlich vermeidbar gewesen. Soziale Liste Bocholt erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt und die ESB-Verantwortlichen.

Bocholt. Die drei vergammelten und gesperrten Holzbrücken am Aasee, im Klostergarten und am Rodelberg standen immer wieder im Fokus der politischen Auseinandersetzung. Nun hat sich im Rahmen ihres Abbruchs ein tragischer Unfall ereignet, bei dem ein Mensch zu Tode kam und mehrere Menschen verletzt wurden. Den Angehörigen des verstorbenen Mitarbeiters der Entsorgungs- und Servicebetriebe Bocholt (ESB) übermittelt die Wählergemeinschaft Soziale Liste Bocholt ihr aufrichtiges Beileid und wünscht seinen verletzten Kollegen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit und baldige Genesung. Gleichzeitig erhebt sie schwere Vorwürfe gegenüber den Verantwortlichen bei der Stadt Bocholt.

Rainer Sauer, Vorsitzender der Wählergemeinschaft Soziale Liste Bocholt, erfuhr heute Vormittag vor Ort am Rodelberg von dem schrecklichen Unfall. Tags zuvor hat er dort die Abbrucharbeiten der Holz-Brücke mit der Kamera dokumentiert, um später im politischen Dialog auf die Missstände beim Abbruch hinzuweisen. „Die Bilder zeigen sehr deutlich, dass auf Arbeitsschutz kein Wert gelegt wurde. Statt eine Fachfirma zu beauftragen, haben die verantwortlichen der Stadt die Entsorgungs- und Servicebetriebe Bocholt (ESB) geschickt, um die Brücke abzureißen – ohne für notwendiges Gerät, Absicherung und Arbeitssicherheit zu sorgen. Das war fahrlässig und hat nun ein Menschenleben gekostet“, beklagt Sauer. Jahrelang sei die Stadt Bocholt untätig gewesen, hat sich nicht um die maroden Brücken gekümmert, während andere Projekte vorgezogen wurden – etwa die Abermillionen schwere Rathaussanierung.

Sauer: „Ich hatte beim Anblick dieser Szenerie ein sehr ungutes Gefühl.“

Für Rainer Sauer sahen die Abbrucharbeiten bereits gestern nicht ungefährlich aus, weshalb er die Kamera zückte, um die Szenerie zu dokumentieren: „Zum Einsatz kamen unter anderem ein Bagger, eine Kettensäge und zwei Containerbehälter. Als ich am Rodelberg ankam, wurden von drei ESB-Mitarbeitern die Laufschwellen demontiert. Ein Brückengeländer war wohl zuvor in Schieflage geraten. Dieses Geländer wurde notdürftig mit einer Seilwinde befestigt, vermutlich, damit die Holz-Brücke nicht zusammenbricht. Das diese die Last nicht aushalten kann, dürfte auf der Hand liegen.“ Jeweils zwei Mitarbeiter des ESB hätten die Brückenschwellen nach und nach von der Brücke entfernt und diese an eine Ablagestelle geräumt. Sauer: „Zwischendurch kam der Bagger zum Einsatz, um weitere Brückenschwellen aus der Verankerung zu heben und diese ebenso an die Ablagestelle zu räumen. Auffällig dabei war, dass sich Mitarbeiter des ESB auf der Brücke aufhielten, während der Bagger seine Arbeit fortsetzte. Dabei vielen Brückenteile ins Wasser. Ich hatte beim Anblick dieser Szenerie ein sehr ungutes Gefühl.“

Später sei der Bagger zur anderen Seite der Holz-Brücke gefahren. Dazu benutzte er die Straße. Sodann wurde die andere Hälfte der Holz-Brücke in gleicher Weise demontiert. Sauer: „Soweit ich das beobachten konnte, sahen die geschilderten Abbrucharbeiten nicht ungefährlich und ebenso wenig professionell aus. Es fehlte an der notwenigen Ausrüstung, um die Sicherheit zu gewährleisten.“ Am späten Dienstagabend hat Sauer am Rodelberg noch überprüft, ob die Holz-Brücke abgebaut ist. Doch dem war nicht so. „Sie befand sich noch dort, allerdings in einem wirklich schlimmen Zustand. An einigen Stellen wurde sie mit weiteren Seilwinden zusammengehalten, die ebenfalls nicht für die Last der Brücke ausgelegt sein dürften. Ich stellte mir die Frage, mit welchem Gerät nun die Holz-Brücke angehoben und weggeschafft wird“, so Sauer.

Am heutigen Mittwoch wollte Rainer Sauer sich die restlichen Abbrucharbeiten vor Ort ansehen, als er erfuhr, dass sich an der Holz-Brücke ein tragischer Unfall ereignet hatte. „Überrascht hat mich bereits gestern, dass ESB-Mitarbeiter die Holz-Brücke demontierten und nicht eine Fachfirma beauftragt wurde, die Ahnung von derartigen Abbrucharbeiten hat, Fachpersonal und schwere Geräte vorhält. Seitens der Verantwortlichen bei der Stadt Bocholt und beim ESB war es unverantwortlich, solche Abbrucharbeiten selbst auszuführen. Das muss Konsequenzen haben!“, so Sauer.